Aserbaidschans Diktator Alijew bricht einen Krieg gegen das christliche Armenien vom Zaun. Er formiert mit der Türkei einen islamischen Zangengriff gegen den kleinen Nachbarn. Erdogan jubelt.
Es rumort in Aserbaidschan
Armenien ist Alijew ein willkommener äußerer Feind, weil er im eigenen Land seit einiger Zeit auf Widerstände stößt. Der dramatische Verfall der Ölpreise bringt die korrupte Architektur seiner Macht ins Wanken. Bislang konnte Alijew alle inneren Konflikte mit den Ölgeldern befrieden. Nun rumort es im Land. Alijew fürchtet einerseits einen Putsch, andererseits die stärker werdenden Islamisten, die die dekadente und kostspielige Partypolitik der Alijew-Clique verachten.
Seit Monaten häufen sich daher Verhaftungen und Repressalien gegen echte oder vermeintliche Regimegegner. Schauprozesse werden veranstaltet, um jede öffentliche Kritik zu unterdrücken. Anwälte, Intellektuelle, Journalisten und Bürgerrechtler sitzen als reine politische Gefangene in den Kerkern Alijews. Die international renommierte Menschenrechtlerin Leyla Yunus war unter anderem wegen angeblicher Steuerflucht zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt worden, Ehemann Arif, Historiker, wegen "illegaler Geschäfte" zu sieben Jahren. Darüber hinaus wurde ihnen Landesverrat vorgeworfen. Erst als beide in der Haft zu sterben und die internationalen Proteste zu laut zu werden drohten, milderte das Regime die drakonischen Strafen ab.
Die inneren Spannungen versucht Alijew nun durch den Armenien-Krieg zu lösen - und bricht die seit 1994 geltende Waffenstillstandslinie. Insbesondere den aufbegehrenden Islamisten bietet er mit dem christlichen Armenien einen dankbaren Sündenbock. Armenien ist wesentlich kleiner und ärmer als Aserbaidschan, vor allem der Militärhaushalt in Baku übersteigt den des Nachbarn dramatisch. Und so entdeckt Alijew seine muslimische Seite und macht sich zum Herold islamischer Expansion, um sein skeptisch werdendes Volk - so analysiert die FAZ - "hinter dem repressiven und von Clanwirtschaft geprägten Regime zu sammeln".
Rückendeckung von Erdogan
Diese Strategie kennt man von Recep Erdogan in der Türkei. Beide Potentaten haben sich darum zur Kriegseröffnung auch sogleich verbündet und zu Waffenbrüdern erklärt. Das bedeutet für das kleine Armenien - ein Staat von der Größe des Bundeslandes Brandenburg, - dass es von zwei aggressiven Nachbarn in die Zange genommen wird. Die Armenier sind ohnedies vom Völkermord durch die Türken vor genau 100 Jahren traumatisiert.
Das propagandistische Trommelfeuer aus Ankara und Baku gegen Armenien ist offensichtlich abgestimmt. Der türkische Präsident sagt seinem aserbaidschanischen Verbündeten voraus, dass er die umstrittene Region Berg-Karabach "eines Tages" zurückgewinnen werde. "Wir stehen heute Seite an Seite mit unseren Brüdern in Aserbaidschan", tönt Erdogan.
Täglich stoßen nun aserbaidschanische Militäreinheiten vor, um die "armenischen Besatzer" aus der Region zu vertreiben. Das aserbaidschanische Fernsehen meldet, Ağdam und Fuzuli, zwei Städte in der von armenischen Militär besetzten Pufferzone sollen bereits eingenommen worden sein. In Ağdere, Terter und Hocavend hielten die Kämpfe an.
Armenien wird von Russland halbwegs unterstützt, womit der Kaukasus-Konflikt nun auch zu einem weiteren Stellvertreterkrieg zwischen der Türkei und Russland zu werden droht. Historisch steht Ankara eng an der Seite Aserbaidschans, Moskau hingegen an der Seite Armeniens. In Berg-Karabach stoßen also Erdogan auf Putin, islamische auf christliche Truppen - und Alijew versucht wie Erdogan den Krieg im Namen Allahs zu befeuern, um seine eigene Macht zu retten. Armenien zu besiegen hätte für beide eine große symbolische Bedeutung - schließlich erklärte Armenien bereits im Jahr 301 das Christentum zur Staatsreligion und wurde so der erste christliche Staat der Welt überhaupt.
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